manchmal braucht man ja ewig und drei tage um irgendwas zu ende zu denken. so auch ich. in diesem falle war’s keine ewigkeit, auch wenn es mir bislang so vorkam. ich habe 3.976 tage nachgedacht und bin dann, also nach eben 3.976 tagen, spontan zu dem entschluss gekommen, dass werbung für mich nix mehr ist. also werbung für andere. teil einer werbeagentur sein. ich schließe werbetätigkeiten in zukunft nicht aus. aber eigentlich in diesem klassischen sinne werde ich eben kein werber mehr sein und wenn man’s genau nimmt war ich auch nie einer.

das wurde mir am 20. august diesen jahres klar. dass ich das nicht mehr sein sollte. wenn man in unserer branche, also werbung, design, etc. und dazu selbstständig arbeitet, dann ist irgendwie klar, dass man das macht, bis man 72 jahre alt ist und frühestens dann kann man in rente gehen. entweder, weil man nichts verdient und keine relevanten rentenbeiträge gesammelt hat, oder weil man auf so großem fuß lebt, dass man ja nicht auf einmal so knall auf fall aufhören kann, die ganzen großfüßigen beiträge zu leisten. und wenn man dann noch lebt, kann man mit 72 in rente gehen. eventuell dann auf einer yacht im mittelmeer. eher aber wohl nicht.

jedenfalls fiel mir ein, dass das ja noch 18 jahre wären. 18 jahre. wenn ich daran denke, wie unendlich lange es mir damals vorkam, bis ich endlich 18 war und den führerschein mache durfte. irre. ach du lieber himmel. so lange??? und so werde ich also am 31.12.2021 und nach exakt 4.110 tagen meine derzeitige tätigkeit in meiner firma niederlegen und mal was ganz anderes machen.

es sind jetzt, in dieser adventszeit und kurz vor sowohl dem vierten advent, als auch der vierten welle, am ende des jahres 2021, die tage des ausschleichens. ich wanke so langsam aus dem apparat. ich bin fast schon draußen und die arbeit wird nun von anderen menschen gemacht.

irgendwann im januar werde ich an dieser stelle berichten, was ich genau mache. ich werde aber auch weiterhin 10 stunden am tag in ein macbook starren. nur werde ich mehr bunte bildchen produzieren und nebenbei ein bisschen markenaufbau betreiben. hach, ich bin schon ganz aufgeregt. ich werde auch weiterhin morgens in mein pfauenhäuschen gehen und dort arbeiten. dort rausschauen in das graue grau, hinaus auf die sumpfig grünen wiesen, die graubraunen bäume und auf das stroh, das sie auf die erde um die alten apfelbäume gelegt haben. die birke, unten an der scheune, haben sie neulich gefällt. sie war plötzlich tot und drohte auf die gundel zu stürzen. das wäre was gewesen. die gundel. sie steht dort unten und neulich fuhren die waldarbeiter sie einmal hin und her und ich freute mich, dass sie noch ansprang. nächste woche werden wir sie holen und dann fahren wir irgendwann mal los. irgendwohin. vielleicht. vielleicht auch nicht. es wird sich was verändern.

wir haben nun eine katze. sie heißt m10 oder mio. mio friedason katz. er, mio, wohnt dann hier mit denen, die sie füttern und umsorgen, wenn wir mal nicht da sind. wegen m10 stehen wir nun morgens um 6 uhr auf. mehr oder weniger freiwillig. und dann sitzen wir oft lange in der küche und trinken kaffee und reden und schauen uns an. die frau und ich. und dann wünschen wir uns gute tage und „nicht hinfallen!“ und gehen in unsere häuschen mit dem computergerätschaften. und manchmal sehe ich die sonne, wie sie aufgeht.

jedenfalls kehrt jetzt wieder ruhe im kopf ein. es waren „interessante“ 11 jahre. eines tages werde ich den satz sagen: „da habe ich viel gelernt.“. aber das muss ich mir nochmal durch den kopf gehen lassen. ich bin ja ein phantast. ich habe visionen. und dann würde ich die visionen gerne umsetzen. wir brauchen visionen und deren umsetzungen. und deren umsätze auch. und irgendwie will ich in die zukunft und in diesen teil der welt, den ich besser verstehe und an den ich glaube. die welt ist auch digital. und die welt ist ja auch analog. ich liebe es, magazine zu machen und ich mache auch zukünftig dinge, die irgendwo drauf gedruckt werden. und das soll auch so bleiben. aber die organisation und die denkprozesse, die kreativen prozesse, die festhaltung der visionen, die kommunikation, das teilen und dran feilen, das muss digital sein, digitaler werden. darüber möchte ich nicht diskutieren.

und dann habe ich mein auto abgegeben. das große, das ich brauchte, weil ich ja auch groß bin und hinein passen sollte. und plötzlich stand da dieser nissan x-trail und so richtig geheuer war mir das nicht. in frankfurt, der großen stadt, schrien mir auch verschiedene menschen „suv-arschloch“ ins runtergelassene fenster, als ich die frau mal von der arbeit abholte oder vom bahnhof. naja. ich dachte nie, dass das wirklich meiner überzeugung entspricht, so ein auto zu fahren, aber wenn man ein 197cm hoher und ähnlich dicker mann an krücken ist, also quasi ein würfel, oder eine kugel mit zwei stöcken, dann hat man keine große wahl. ich will nicht jammern. ich sach’s ja nur. auf jeden fall ist es jetzt weg, das doofe ding. und wenn ich mir je wieder ein auto kaufe, dann irgendwas mit elektro oder wasserstoff oder was ganz anderem. vielleicht einen eselskarren. man muss ja auch entschleunigen.

so sind diese tage.

hier sieht’s aus wie bei hempels unterm sofa. das ist weil, die hängeschränke in der küche bedenklich schepp hungen und so mussten wir das ganze zeug da raus räumen und im wohnzimmer verteilen. das mit den schränken kann erst ende des jahres gemacht werden. so sieht es hier sehr gemütlich aus (das mit dem „sehr gemütlich“ ist ironisch gemeint). aber da die sonne um 16 uhr untergeht, müssen wir ja nur das licht ausmachen und dann denken wir uns das chaos einfach weg. das chaos da draußen ja auch. wir haben uns nun entschlossen, die pandemie als ein teil unseres leben zu betrachten. was willste machen. wer weiß, wie lange das noch geht. was man mit den idioten machen sollte, die grölend auf irgendwelchen corona-demos rumhängen, weiß ich nicht. vielleicht müssen die ihr ding machen. vielleicht redet man die nicht noch größer. die meisten menschen sind ja vernünftig. und wenn wir mit der gundel irgendwohin fahren wollen, dann müssen wir halt einen corona-test einplanen. dann muss man halt das irgendwie organisieren. irgendwie wird das schon gehen. man kann nichts planen. planungssicherheit olé olé. das war’s dann damit. aber war es je anders?