Status: COVID-19-Pandemie1
Da wollte ich gerade auf zeit.de mal nachschauen, was so Positives in der Welt passiert ist, weil ich was in die Notizen zur Podcast-Episode E037 schreiben wollte. Aber dann habe ich etwas über Corona-Leugner gelesen, die vor dem Geburtshaus von Hitler in Braunau (Austria) voll inbrünstiger Dummheit gegen die Maßnahmen demonstriert haben. Da war die Laune wieder so im Naja-Modus. Und jetzt kann ich mich, während ich hier schreibe, nicht auf „Heute hat die Welt Geburtstag“ von Flake, dem Rammstein-Pianisten, konzentrieren und ich merke, wie ich längst nicht mehr diese Multitaskingfähigkeit besitze. Ich bin dumm geworden. Einfacher, weniger spritzig, mehr so dösig, langweilig. Und da frage ich mich ja immer, was soll ich denn da Leute treffen, wenn ich so langweilig bin. Gestern zum Beispiel: Da habe ich den 3D-Drucker extrem ignoriert. Ich dachte, du wolltest doch den Urlaub nutzen und dir 3D-Programme anschauen und mal wenigstens so ein selbst erwirktes Objekt ausdrucken. Doch mein Gehirn droht zu ex- oder implodieren ob der Milliarden Dinge, die man da vorher lesen oder betrachten müsste. Alleine das Wort „Videotutorial“ macht mich fertig.
Und wenn ich dann daran denke, was ich alles machen und denken müsste und wie das dann wäre, wenn das wieder nicht klappt mit dem Ausdruck, weil das Filament nicht am (zuvor korrekt beheizten) Boden haftet. Liegt das am Firmament … äh … Filament? Jemand hat gesagt, lang gelagertes Filament könnte der Grund dafür sein. Allein diese Aussage eröffnet in meinem Gehirn ein weitverzweigtes Gedankenkonstrukt. Da weiß man zum Beispiel doch auch schon mal gar nicht, wie lange schon alleine der Filament-Händler das Filament gelagert hat. Oder der Filament-Hersteller und was heißt überhaupt „lange Lagern“? Tage, Wochen, Monate, Jahre? Und das Beispiel mit der zu langen Filament-Lagerei ist ja nur eine Annahme oder doch eine Feststellung? Kann ich also das pinke und das goldene Filament gar nicht benutzen oder muss ich nur im Rahmen unendlicher Versuche herausfinden, ob ich den Boden des 3D-Druckers statt mit 60°C mit 65° C oder 70° C oder noch wärmer beheizen muss. Oder die Düse, da wo das Filament rauskommt, soll die 200° C heiß sein oder heißer oder weniger heiß oder soll man den Boden des Druckers mit Waschbenzin abwischen oder auf gar keinen Fall mit Waschbenzin? Die Menschen, die dazu was ins Internet schreiben, sind sich dazu uneinig. Und allein der Gedanke daran, das alles herauszufinden, macht mich irre. Also schaue ich an dem ungetümlichen 3D-Drucker vorbei. Es fragt mich ja zum Glück niemand, ob und was ich mit dem Ding denn bisher ausgedruckt habe. Die Menschen interessieren sich ja nicht so füreinander, glaube ich. Jedenfalls in meiner Blase ist das so. Da fällt mir der goldene Scheißhaufen auf, der neben dem iMac auf dem Arbeitsblock steht. Man könnte doch Scheißhaufen ausdrucken. Und die könnte ich verleihen. Einmal im Monat verleihe ich den goldenen Scheißhaufen. Sogar mit Namen drauf. Und wenn das goldene Filament nicht funktioniert, dann könnte ich das Weiße nehmen und den Scheißhaufen golden ansprühen. Goldene Farbe hätte ich im Haus. Das wäre dann ein Projekt. Ich weiß nur noch nicht, wie ich so einen Scheißhaufen in 3D bauen könnte, so dass ich ihn dann ausdrucken kann. Das ist ja auch schon wieder kompliziert. Und dann müsste ich darüber nachdenken, wem ich den verleihe. Und warum überhaupt. Und wäre das dann eher despektierlich und die Leute, denen ich einen goldenen Scheißhaufen verleihe, wären dann beleidigt oder wie wäre da die Sachlage. Also, mir wäre es schon lieber, wenn die Leute stolz darauf wären, einen goldenen Scheißhaufen von mir zu bekommen. Wäre ich denn stolz darauf? Kommt ja drauf an von wem. Von zum Beispiel Arnd Zeigler würde ich auch mit einigem Stolz eine Klobrille verliehen bekommen … werden … naja, Sie wissen schon. Das ist ja so was Ähnliches. Nun hat Arnd Zeigler ja mehr Reputation als ich. Ich gelte ja gemeinhin als ironischer Drecksack und man bekommt da gerne mal was in den falschen Hals. Also im Grunde bekommen ALLE IMMER ALLES in den falschen Hals. Vielleicht sollte ich den goldenen falschen Hals verleihen. Doch wie druckt man einen falschen Hals aus? Und außerdem wären da die Leute doch auf jeden Fall beleidigt und bekämen das in den falschen Hals. Einen goldenen Scheißhaufen will man jedoch weder in den falschen, noch in den richtigen Hals bekommen. Man kann ihn sich aber in eine Vitrine stellen. Ich suche mir jetzt erstmal einen Scheißhaufen und drucke den aus. Am besten ich versehe ihn mit dem Namen der lieben Frau (die auch mal was in den falschen Hals bekommen kann… Oh Gott, wie hört sich das denn jetzt an! Mmmmmh…). Also gut. Folgendes.
Ich verleihe den goldenen Scheißhaufen der- oder demjenigen, welche(r) sich um also folgendes verdient gemacht hat. Und zwar … warte, gleich hab‘ ich’s … ich hab’s. Ich lasse es im Dunkeln, warum ich den goldenen Scheißhaufen verleihe. So wie die das beim Literaturnobelpreis immer machen. Auf jeden Fall muss in der Laudatio rauskommen, dass der- oder diejenige von mir als toll empfunden wird. Vielleicht müssten die Leute total überrascht sein, dass sie einen goldenen Scheißhaufen bekommen. Da fällt mir auf, dass ich ja Benjamin von Stuckrad-Barre prima einen der ersten goldenen Scheißhaufen verleihen könnte. Und zwar für seinen Instagram-Account. Ich könnte im Unklaren lassen, ob der den dafür bekommt, dass er daraus eine Art Kunstprojekt macht oder weil er einfach nur mit unzähligen Promis dort herumlümmelt, sich dabei von jemandem fotografieren lässt und dabei immer möglichst literatenmäßig grübelnd, betont hohlwangig, mit Habsburger Unterlippe versehen, dreinschaut. Aber Hauptsache Promi. Das scheint das zentrale USP zu sein. Und was sind überhaupt Promis für Menschen? Ist Promi-Rumhängen ein Beruf? Bringt das was ein? Ruhm, Geld, Frauen, Männer, Diverse, ewiges Leben? Das Promi-Rumhängen habe ich ja verpasst im Leben. Und jetzt ist es zu spät. Vielleicht ist der goldene Scheißhaufen eine Reminiszenz an mein verpasstes Leben. Aber ich habe ja (leider) kein verpasstes Leben. Das bringt ja dann nichts. Also dann wäre der goldene Scheißhaufen ja auch wieder was Ironisches. Weil ich Stuckrad-Barre insgeheim oder jetzt halt öffentlich ein bisschen dafür verlache, wie offensichtlich promigeil er sich präsentiert. Ich traue mich gar nicht „Alle sind so ernst geworden“ zu lesen, weil ich „Angst“ habe, dass er das nur mit Suter gemacht hat, weil Suter ein Star am Literatenhimmel ist. Also „Angst“ habe ich hier in Anführungszeichen gesetzt, weil ich natürlich jetzt keine richtige Angst davor habe. Andererseits … Panikherz, Soloalbum und noch was zwischendrin. Das ist schon einen goldenen Scheißhaufen wert. Aber wohin sollte ich den schicken? Man müsste sich mal ein paar Artikel über ihn durchlesen oder Podcasts hören. Da erzählt er ja in welchem Hotel er lebt. Weil, er geht ja nicht gerne in seine Wohnung, wie ich ihne erzählen hört. Wie kann er sich denn bloß diese ganze Hotelleberei leisten? Er muss unermesslich reich sein. Und dann bin ich ja auch beleidigt, wenn er den goldenen Scheißhaufen dann ignoriert und ihn nicht auf Instagram postet. Und ich müsste dann seinen Instagram-Account abonnieren und mir täglich seine Stories anschauen, um zu prüfen, ob er den Scheißhaufen da irgendwo gepostet hat. Wäre mir das nicht zuviel? Wieviel Würde hätte das noch? Oder wäre das lustig und ironisch und noch irgendwie mit mir zu vereinbaren? Jedenfalls, als ich eben der lieben Frau sagte, dass ich den ersten Scheißhaufen mit ihrem Namen versehe, da hat sie ganz sauertöpfisch dreingeschaut. Ich befürchte ja, dass ein Scheißhaufen, auch wenn er noch so golden daherkommt, keine fröhliche oder irgendwie geartete positive Konnotation in sich trägt. Das kann man drehen wie man will. Ich muss mir was anderes einfallen lassen.
Oder ich döse jetzt erstmal bis in die Puppen. Ich bin noch unentschieden.
1 Status: Wir befinden uns immer noch im Bewusstsein und innerhalb der notwendigen Maßnahmen und Regelwerke deren Auslöser die COVID-19-Pandemie ist. Es ist noch nicht ausgestanden. Wir sind noch nicht SARS-CoV-2-Impfstoff geimpft, sind jedoch in freudiger und geduldiger Erwartung.
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